Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Stephanie Becker-Bösch hat in einer Presseerklärung mehr Augenmerk auf die Zahnpflege ab dem ersten Zahn gefordert. „Die Ergebnisse des Jugendzahnärztlichen Dienstes sind ernüchternd, 50 Prozent der Grundschulkinder haben schon Karieserfahrung.“
Das Team von Jugendzahnärztin Rosemarie Klimas und den beiden Prophylaxe-Assistentinnen Esther Reuter und Christine Seiler hat im vergangenen Jahr exakt 10.878 Schülerinnen und Schüler in Grund- und Förderschulen des Wetteraukreises erreicht. Von diesen Schülerinnen und Schülern nahmen 4.964 am Prophylaxe-Unterricht teil. Eine einstündige Unterrichtseinheit, bei der die Bedeutung der Zähne insgesamt sowie der Ernährung veranschaulicht und das Zähneputzen geübt wird.
„Dabei werben wir auch für den zuckerfreien Vormittag. Das ist nicht nur der Verzicht auf Süßigkeiten, sondern auch auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Das gesündeste und am besten durstlöschende Getränk ist ohnehin Wasser. Dabei spielt es keine Rolle, ob Leitungs- oder Mineralwasser“, so Gesundheitsdezernentin Stephanie Becker-Bösch.
Nur die Hälfte der Kinder kommt mit naturgesunden Zähnen in die Grundschule
Jugendzahnärztin Rosemarie Klimas sieht in der mangelhaften Zahnpflege und dem zu häufigen Konsum von süßen Getränken im Kindergarten- und Vorschulalter den Grund dafür, dass nur etwa die Hälfte der Kinder mit naturgesunden Zähnen in die Grundschule kommt. Dabei wäre es erstrebenswert, wenn sich schon die Schwangeren mit der Gesunderhaltung der Zähne ihrer Kinder beschäftigen. „Eltern müssen ihrem Kind ab dem ersten Zahn morgens und abends vor dem Schlafengehen die Zähne putzen! Auch der Zahnarztbesuch ist schon ab diesem Zeitpunkt empfehlenswert. Dadurch gewöhnen sich die Kinder leicht an die Situation auf dem Zahnarztstuhl. So können Ängste gar nicht erst entstehen und die Eltern bekommen viele Tipps und Hilfe bei der Gesundhaltung der Kinderzähne! Und Statistiken zeigen, dass Kinder mit gesunden Milchzähnen deutlich bessere Chancen haben, auch die bleibenden Zähne lebenslang gesund zu halten.“, erläutert Jugendzahnärztin Rosemarie Klimas.
Wenig Beachtung für das Michgebiss
Insgesamt 5.914 Schülerinnen und Schüler in Grundschulen, vorwiegend in den ersten und dritten Klassen, sowie in den Förderschulen hat Rosemarie Klimas im vergangenen Schuljahr untersucht. Fazit: Viele Eltern legen auf die Gesunderhaltung des Milchgebisses ihrer Kinder keinen großen Wert. Immerhin stellte sie bei fast jedem dritten Kind von der ersten bis zur dritten Klasse behandlungsbedürftige Zähne fest.
In der vierten Klasse nimmt die Zahl dann deutlich ab. Das hat aber nichts mit einer besseren Zahnpflege zu tun, sondern schlicht damit, dass in der vierten Klasse viele kariöse Milchzähne schon ausgefallen sind und die bleibenden Zähne (noch) keine Schäden haben.
Mit den bleibenden Zähnen nimmt freilich auch die Sensibilität für die Zahngesundheit bei vielen, leider nicht bei allen Eltern deutlich zu. In einer Studie zur Mundgesundheit wurde festgestellt, dass in Deutschland, wie in den meisten anderen Industriestaaten auch, die Kinder immer gesündere Zähne haben. Hatten in den 1980er Jahren 12-jährige Kinder noch durchschnittlich sieben kariöse Zähne, so sind es heute 0,7. Das entspricht einem Rückgang um 90 Prozent, der auf eine bessere Zahnhygiene und eine ausgebaute Prophylaxe zurückzuführen ist, wie sie etwa vom Jugendzahnärztlichen Dienst des Wetteraukreises angeboten wird.
Zahnprävention bei Kleinkindern stärker nutzen
Seit 2016 gibt es vom Kinderarzt in den Untersuchungsheften bei der U5 (6.-7. Lebensmonat), U6 (10.-12. Lebensmonat) und der U7 (21.-24.Lebensmonat) ein Feld zur Überweisung zum Zahnarzt. Die dort erfolgende Untersuchung kann von den Zahnärztinnen und Zahnärzten mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Danach folgen dann jeweils eine Folgeuntersuchung mit 30-36 Monaten (parallel zur U7a), mit 46-48 Monaten (parallel zur U8) und mit 60-64 Monaten (parallel zur U9). Somit übernehmen die Krankenkassen eine lückenlose Zahnprävention vom ersten Milchzahn an. „Die Erfahrung zeigt, dass Kinder mit viel Milchzahnkaries später auch Probleme bei den bleibenden Zähnen haben“, weiß Jugendzahnärztin Rosemarie Klimas aus Erfahrung. Deshalb sollten die Eltern die Möglichkeiten der Zahnprävention auch immer nutzen.
v. l. Zahnärztin Rosemarie Klimas, Gesundheitsdezernentin Stephanie Becker-Bösch, Karin Dunkel-Meyer Geschäftsstellenleitung Arbeitskreis Jugendzahnpflege Wetteraukreis, Esther Reuter (Zahnmedizinische Fachassistentin) und Christine Seiler (Zahnmedizinische Fachangestellte).