Bilanz nach 100 Tagen im Amt

Feb 06 2017

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Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch ziehtz Bilanz nach den ersten einhundert Tagen im Amt.

Stephanie Becker-Bösch ist in der Wetterauer Kommunalpolitik schon lange aktiv. Dem Kreistag des Wetteraukreises gehörte sie seit 2001 bis zu ihrem Amtsantritt als hauptamtliche Kreisbeigeordnete am 1. November 2016 an. Von 2011 bis 2016 war sie als Kreistagsvorsitzende protokollarisch die Erste Bürgerin des Wetteraukreises. Wir haben mit Frau Becker-Bösch gesprochen.

Frau Becker-Bösch, was ist der wesentliche Unterschied zwischen der ehrenamtlichen Politik im Kreistag und Ihrer Rolle als hauptamtliche Kreisbeigeordnete.
Ich habe schon in den ersten Tagen den wichtigsten Unterschied bemerkt: Umsetzung in praktische Arbeit. Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit viele Gespräche mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt und war beindruckt von der hohen Kompetenz und der sehr breit aufgestellten Fachlichkeit. Die Kreisverwaltung ist sehr gut aufgestellt. Die vielschichtige Arbeit in der Verwaltung hatte sich mir im Ehrenamt nie so deutlich gezeigt.

Am 8. Februar tagt der Kreistag des Wetteraukreises. Dann sind Sie genau 100 Tage im Amt. Wie haben Sie diese 100 Tage erlebt?
Es waren spannende Tage für mich. Nachdem ich mir einen ersten Überblick über anstehende Projekte verschafft hatte, bin ich ganz schnell in die inhaltliche Arbeit mit dem Fachbereich Jugend und Soziales und dem Jobcenter eingestiegen. Nicht zu vergessen sind auch viele Termine in der Wetterau – bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und auch bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege und der Jugendhilfe.

100 Tage Schonfrist gewährt man Politikern, die neu im Amt sind. Ist diese Schonfrist ausreichend?
In meinen ersten 100 Tagen war ich gleich ab Beginn voll in das Tagesgeschäft eingebunden. Eine Schonfrist im Sinne eines sanften Einstiegs hatte ich nicht und wollte ich auch nicht für mich haben.

Was waren Ihre ersten Entscheidungen, die nach außen wirkten?
Die Umsetzung der Schulsozialarbeit wurde von mir geplant und wir stehen gut im Zeitplan, so dass eine Umsetzung bereits zum nächsten Schuljahr (im August dieses Jahres) teilweise erfolgen wird. Zudem habe ich bereits wenige Tage nach Amtsantritt einen formlosen Antrag zur Einrichtung eines zweiten Pflegstützpunktes in der westlichen Wetterau beantragt.

Wie stark hat sich Ihr Tagesablauf verändert?
Nicht wesentlich. Dienstbeginn um 8 Uhr – so wie früher auch und Ende offen.

Wie schalten Sie von der Arbeit ab?
Unter der Woche setze ich mich noch mit meiner Familie zusammen, vor allem meiner Tochter widme ich – wann immer es geht – viel Zeit. Dadurch werde ich schnell von der Kreisbeigeordneten zur Ehefrau und Mutter. Und am Wochenende entspanne ich mich. Wir kochen und backen gemeinsam, gehen mit dem Hund spazieren. In der Natur kann ich sehr gut abschalten und Kraft tanken für den nächsten Tag.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie morgens ins Büro kommen?
Ein Kaffee, kurze Bürobesprechung, Tagesplan abstimmen, und dann geht es los.

Nach 100 Tagen hat man einen Überblick über die anstehenden Aufgaben. Wo liegen Ihre Prioritäten?
Zunächst einmal steht die Umsetzung der Schulsozialarbeit ganz oben auf meiner Liste. Wichtig sind mir auch die Gespräche und der Austausch mit den Trägern und Wohlfahrtsverbänden. Wir haben ein gemeinsames Ziel, nämlich die Sozialarchitektur der Wetterau zu erhalten und auszubauen.

Was war das schönste Erlebnis in den ersten 100 Tagen?
Ich hatte eine ganze Reihe schöner Erlebnisse gehabt, es fällt mir schwer eines besonders heraus zu heben. Ganz besonders schön war der überaus herzliche Empfang, der mir hier in der Kreisverwaltung, insbesondere aus meinem Fachbereich Jugend und Soziales und dem Jobcenter Wetterau entgegen gebracht wurde.

Was war die schwierigste Amtshandlung oder Entscheidung?
Ich möchte da eher von herausfordernd sprechen. Die Aufgabe als Sozialdezernentin ist eine Herausforderung, ich finde aber in einem positiven Sinn. Jeden Tag neue Eindrücke, neue Themen, neue Projekte und hoch motivierte Mitarbeiter/innen, die mich fordern. Und dieser Herausforderung stelle ich mich mit großer Freude jeden Tag aufs Neue.

Der Wetteraukreis hat in den letzten Jahren viel gespart, auch um den Rettungsschirm schneller als andere Kommunen zu verlassen. Der Kurs soll in der Großen Koalition fortgesetzt werden. Gerade im Sozialbereich gibt es sehr viele Bedürfnisse. Reicht das Geld um die Aufgaben zu erfüllen?
Das Geld reicht natürlich nie, egal wie viel zur Verfügung steht. Sicherlich wünsche ich mir eine bessere finanzielle Ausstattung durch das Land Hessen. Dann könnte ich zum Beispiel schon in diesem Jahr das Projekt Schulsozialarbeit flächendeckend im Wetteraukreis umsetzen.

Vor dem Hintergrund des hohen Jahresüberschusses 2016 werden viele Begehrlichkeiten für neue Aufgaben und Ausgaben an Sie herangetragen. Wie gehen Sie damit um?
Wir leben im Wetteraukreis und nicht in einem Märchenland. In den Gesprächen erkläre ich immer, dass wir nur ein begrenztes Budget zur Verfügung haben und ich nicht mit Geldgeschenken komme. Für diese Offenheit habe ich bisher ausdrücklich nur Verständnis geerntet.

Wir haben Ihren Kollegen im Kreisausschuss, Jan Weckler, gefragt, wie er sich die Wetterau im Jahre 2040 vorstellt. Wie sehen Sie die Soziallandschaft in der Wetterau in diesem Jahr?
Ich sehe eine gute Zusammenarbeit zwischen den Trägern der Jugendhilfe, den Leistungserbringern in der Wetterau, der Wohlfahrtspflege und der Kreisverwaltung, zukunftsorientiert und pragmatisch. Eine geringe Anzahl an arbeitslosen Menschen, eine sehr hohe Quote an Vollbeschäftigung und einen Lebensraum Wetterau, in welchem unsere Kinder sicher und behütet aufwachsen können. Eine tolerante, soziale und wirtschaftsstarke Wetterau – das sehe ich im Jahr 2040.

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