Der Tag der Tafeln – auch in der Wetterau

Sep 18 2017

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Jeden Tag fallen in Deutschland enorme Mengen Lebensmittel an, die - obwohl qualitativ einwandfrei - nicht mehr verkauft werden. Gerade Produkte mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum oder Produkte mit kleinen Schönheitsfehlern bleiben im Regal liegen. Und dann? Wegwerfen?

„Gerade im Lebensmittelsektor ist der Wirtschaftskreislauf sehr auf die Kunden abgestellt. Wir leben im Überfluss, alles ist immer erhältlich und das von morgens um sieben Uhr bis in den Abend hinein. Und was nicht makellos ist, wird nicht gekauft.“, konstatiert Stephanie Becker-Bösch nüchtern. „Und gleichzeitig gibt es Menschen im Wetteraukreis, die sehr wenig Geld für Lebensmittel ausgeben können - ganz einfach, weil das Einkommen sehr gering ist. Hier Überfluss und Wegwerfgesellschaft und dort geringes Einkommen. Da reicht es oft nicht für frisches Obst und Gemüse.“

Die Lebensmittelspenden der Tafeln sind hier eine ergänzende Hilfe, denn überwiegend können frische Produkte an die Tafel-Kunden ausgegeben werden. Klar ist, dass die Tafel nicht den kompletten wöchentlichen Lebensmittelbedarf der Betroffenen decken kann. Denn: Die Tafeln können nur das weiterreichen, was sie selbst gespendet bekommen.

Tafeln gibt es nicht nur in Deutschland. Ausgehend von der Gründungsbewegung in Amerika finden sich heute auch Tafeln oder ähnliche Organisationen in Frankreich, Spanien, Schweiz, Österreich und einigen weiteren europäischen Ländern. Die deutschen Tafeln unterstützen regelmäßig bis zu 1,5 Millionen bedürftige Personen, davon sind gut die Hälfte Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Die andere Hälfte besteht aus Kindern und Jugendliche, die von Armut bedroht sind, sowie Seniorinnen und Senioren mit niedrigen Renten.

„Als Sozialdezernentin und als Mensch möchte ich natürlich alles daran setzen, um die soziale Situation im Wetteraukreis so zu gestalten, dass die Tafeln nicht mehr nötig sind. Dieses Ziel werde ich natürlich nicht zu einhundert Prozent erreichen, dieses Unterfangen ist unmöglich. Also gilt es, die Tafeln zu unterstützen, wohl wissend, dass es in unserer Region eine nicht unerhebliche Armut gibt. Dennoch müssen wir auch die positive Seite sehen: Die Tafeln gelten heute als eine der größten sozialen Bewegungen der heutigen Zeit. Das alles wurde erst durch das Engagement vieler engagierter Menschen möglich, die den Tafeln größtenteils ehrenamtlich ihr Wissen, ihre Zeit und ihre Energie und Tatkraft spenden. Allen, die an der Arbeit der Tafeln beteiligt waren und sind, gilt an dieser Stelle mein größter Dank!“, führte Becker-Bösch aus.

Die Büdinger Schultafel in Düdelsheim

Jeden Dienstag und Donnerstagmorgen treffen sich um 8.00 Uhr morgens in der Georg-August-Zinn-Schule zwei Helferinnen und Helfer der Büdinger Schultafel. Es werden Brote mit Frischkäse zubereitet für Kinder, die nichts zu essen von zu Hause mit in die Schule bekommen haben. Mundgerecht geschnittenes Obst und Gemüse komplettiert das gesunde Frühstück für die große Pause.

Die Büdinger Schultafel bekommt ihr Brot und die Brötchen von drei verschiedenen Bäckereien - Bäckerei Naumann aus Büdingen; Bäckereien Mulinbeck und Kremser aus Düdelsheim.

Drei Fahrer wechseln sich jeweils mit dem Holdienst ab. Das Obst und Gemüse wird von der Büdinger Tafel gestellt, den Brotaufstrich finanzieren Spender.

Dekanin Sabine Bertram-Schäfer vom Dekanat Büdinger Land, erläutert: „Seit 2008 gibt es die Schultafel. Der recht feste Helferinnenstab besteht derzeit aus zehn Personen - überwiegend Frauen. Nicole Möhl ist die Koordinatorin der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Bis heute konnten wir an jedem „Tafel-Tag“ helfende Hände finden. Für den ehrenamtlichen Einsatz all unserer Tafelmitarbeitenden bin ich sehr dankbar. Die Kindertafel läuft aufgrund des hohen Engagements sehr gut, dennoch wünsche ich mir, dass die Tafelarbeit Schultafel von Spenderinnen und Spendern weiterhin finanziell unterstützt wird. Für manche Dinge benötigen wir Geldspenden, um die Tafel hier am Leben zu halten.“

Und von wegen Ost und Gemüse sind unbeliebt: beim Schultafeltag konnte sich Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch davon überzeugen, dass gerade die Platten mit der frischen Kost umzingelt wurden und als erstes leergeputzt wurden.

220 Grundschulkinder werden an der Georg-August-Zinn-Schule in 12 Klassen beschult. Es sind 30 bis 40 Kinder, die an der Schultafel teilnehmen, dort ist jeder willkommen, auch das Kind, dass das eigen Frühstück zu Hause vergessen hat.

„Die Situation an sich ist für die Kinder nicht schön. Doch hier an der Schule können sie zumindest an zwei Tagen in der Woche sicher sein, frühstücken zu können.“, erklärt Stephanie Becker-Bösch. „Ich bin heute hier, um mit meiner Hilfe bei der Büdinger Schultafel zu signalisieren, dass es auch in der Wetterau Kinder gibt, denen es an Essen fehlt. Wenn Sie Eltern sind, fragen Sie ihr Kind doch einmal, ob es in der Klasse Kinder gibt, die kein Frühstück dabei haben - und dies regelmäßig. Wenn es so sein sollte, dann machen Sie doch einfach morgens ein weiteres Frühstückspaket fertig und bitten Sie ihr Kind, das zweite Päckchen eben diesem Kind anzubieten. Unterstützung muss nicht immer organisiert sein, wie hier in Büdingen, obwohl ich sehr erfreut über die Schultafel bin. Hilfe funktioniert auch im Kleinen - zwischen den Menschen. “

Bildunterschrift: Dekanin Sabine Bertram-Schäfer, Susan Oberländer, Nicole Möhl und Stephanie Becker-Bösch

Deutscher Tafel-Tag im September

Am 16. September 2017 findet der 11. Deutsche Tafel-Tag statt und macht auf die Arbeit der Tafeln, die Probleme der Armut und Lebensmittelverschwendung in Deutschland sowie die Herausforderungen des Ehrenamts aufmerksam.

Rund um den 16. September zeigen die lokalen Tafeln in ganz Deutschland auf unterschiedliche Weise, was ihre Arbeit ausmacht. Ob durch eine Lange Tafel in der Innenstadt, die Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringt, ein Tag der offenen Tür oder spezielle Spendenaktionen für die Tafel-Kunden - die Vielfalt wird auch in diesem Jahr wieder groß sein

 

Die Tafeln in Deutschland

Die erste deutsche Tafel wurde 1993 in Berlin gegründet. Der Gedanke, Lebensmittel einzusammeln, die nach den Gesetzen der Marktlogik „überschüssig“ sind, und diese an bedürftige Menschen und soziale Einrichtungen weiterzugeben, schien einfach und sinnvoll. Die Helferinnen und Helfer der Tafeln sammeln diese Lebensmittel ein und verteilen sie an Menschen, die auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Es sind von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene ebenso wie Menschen, deren Einkommen kaum für den Lebensunterhalt reicht.

Die Tafeln in der Wetterau

Bad Vilbeler Tafel

Ritterstraße 34

61118 Bad Vilbel

Ansprechpartner: Christa Gobst

Telefon: 06101 - 8027272

 

 

Büdinger Tafel

Orleshäuser Str. 5

63654 Büdingen

Ansprechpartner: Dekanin Sabine Bertram-Schäfer und Kornelia Lange 

Telefon: 06042 - 955744

E-Mail: info(at)buedinger-tafel(dot)de

Website: www.buedinger-tafel.de

 

 

Butzbacher Tafel e. V.

Haydenstrasse 29

35510 Butzbach

Ansprechpartner: Wolfgang Effinger

Telefon: 06033 - 7487177

E-Mail: info(at)butzbacher-tafel(dot)de

Website: butzbacher-tafel.de

 

 

Friedberger Tafel e.V.

Kleine Klostergasse 11

61169 Friedberg

Ansprechpartner: Peter Radl

Telefon: 06031 - 6844624

E-Mail: info(at)friedberger-tafel(dot)de

Website: www.friedberger-tafel.de

 

 

Schottener Tafel e.V. - Ausgabestelle Nidda

Johanniterstrassse 23

D-63667 Nidda

Ansprechpartner: Hans-Joachim Halein und Konrad Kaufmann

Tel.: 06043 – 98695 97

Email: info(at)niddaer-tafel(dot)de

Website: http://niddaer-tafel.de/

 

 

 

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