Eindrucksvoll im verborgenen – die Mikwe

Sep 05 2017

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Beeindruckt war Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch bei einem Besuch der mittelalterlichen Mikwe (Judenbad), mitten im Herzen der Altstadt Friedbergs. Bürgermeister Michael Keller konnte viele Details zur Mikwe und dem jüdischen Leben in Friedberg anschaulich vermitteln.

Friedbergs außergewöhnliches Bau- und Kulturdenkmal liegt in der Erde verborgen und tritt nach außen nicht in Erscheinung: Die monumentale mittelalterliche Mikwe, das so genannte „Judenbad“. Mit ihrer Tiefe von 25 Metern ist sie die größte vollständig erhaltene und eindrucksvollste Mikwe Europas; wahrscheinlich weltweit. Aufgrund der aufwändigen, eleganten architektonischen Gestaltung in Formen der Gotik kann die Mikwe auch baukünstlerisch einen herausragenden Rang beanspruchen. Darüber hinaus ist sie bleibendes Zeugnis für die bedeutende, vom 13. Jahrhundert bis 1942 bestehende jüdische Gemeinde Friedbergs, die ihren Ort in der zwischen Burg und Stadt gelegenen Judengasse hatte. Nur wenige Häuser entfernt stand bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1938 die Synagoge.

Konstant 8 bis 10 Grad ist das Wasser am Grund des  Schachts, im Winter wie im Sommer.„Mikwah“ ist hebräisch und bedeutet ganz allgemein „Wasseransammlung“. Juden bezeichnen so das rituelle Tauchbad. Nach dem jüdischen Religionsgesetz wird das Tauchbad für Männer vor dem Sabbat und an hohen Feiertagen empfohlen. Anders bei den Frauen. Von ihnen fordert das Gesetz eine rituelle Reinigung vor der Hochzeit, nach einer Geburt und nach jeder Menstruation. Rituelle Reinheit kann nur durch vollständiges Untertauchen in einer Mikwe erlangt werden. Alles was in rituellem Sinne unrein ist – auch neues Geschirr und jeder Gegenstand sowie jeder Mensch unabhängig von Alter und Geschlecht – kann durch Untertauchen in einer Mikwe wieder „rein“ werden. Eine Mikwe hat daher für gläubige Juden noch heute große Bedeutung.

„Dieses monumentale Bauwerk und die Geschichte der Juden in Friedberg sollte ein fester Bestandteil der schulischen Bildung hier in Friedberg und Umgebung sein. Viele Jahrzehnte gehörte es zum festen Programm der Grundschulen, das Judenbad zu besuchen. Leider hat das Interesse am Besuch und der damit verbundenen Kulturgeschichte deutlich nachgelassen.“, bedauert Stephanie Becker-Bösch.

Bildunterschrift: Bürgermeister Michael Keller und Stephanie Becker-Bösch vor dem Synagogenplatz

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