Eine Windmühle an der Langen Wand

Dec 06 2017

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Von den 23 Gradierwerken der mittelalterlichen Saline in Bad Nauheim sind fünf erhalten geblieben. Zwischen den Gradierbauten IV und V, der Langen Wand, befand sich eine der beiden Windmühlen die der Leiter der Saline, Waitz von Eschen, bauen ließ.

Der Mühlenturm ist eines der markantesten Wahrzeichen der Kurstadt aus der Geschichte der Salinen. Geplant ist derzeit eine Rekonstruktion: die Erneuerung der drehbaren Turmkappe, die Wiederherstellung der hölzernen Galerie als Rundgang zur Bedienung der Windmühlenflügel und die Montage von zehn Meter langen Mühlenflügeln. Die Kosten der Rekonstruktion trägt der Verein Wind- und Wasserkunst Bad Nauheim um den ersten Vorsitzenden Dr. Thomas Schwab

 

„Das ist ein ehrgeiziges Projekt für den Verein. Dennoch freut es mich sehr, wenn sich Vereine, Verbände und Institutionen im Denkmalschutz betätigen. Das ist Leidenschaft für ehrenamtlich Engagierte und Leidenschaft für Bad Nauheim. Unsere Ortskerne sind voll von authentischen Zeugnissen unserer bewegten Vergangenheit in der Wetterau und sollten nicht in Vergessenheit geraten. Meine Hochachtung vor dem Windmühlen-Projekt in Bad Nauheim.“, so Stephanie Becker-Bösch bei der Besichtigung der Baustelle.

 

Die Gradierbauten und die Solequellen begründen den Ruf von Bad Nauheim, ursprünglich ein Salzsiederdorf. Schon die Kelten nutzen ca. 400 v. Chr. die Solequellen zur Gewinnung des kostbaren Rohstoffes Salz. Zu dieser Zeit zählte die Saline in Bad Nauheim zu den größten ihrer Art in Europa.

 

Im 17. Jahrhundert wurde die Salzgewinnung durch die Gradierbauten fast schon technisch aufgerüstet. Das Solewasser floss die hohen Wände aus Schwarzdornbündeln herab und durch Verdunstungsprozesse in den Gradierbauten wurde der Salzgehalt der Sole kontinuierlich erhöht. Mitte des 18. Jahrhunderts war die Nauheimer Saline eine der modernsten Salzfabriken Europas.

 

„Man kann die Gesamtanlage als ein Zeugnis der frühen Industriekultur bezeichnen. Das Industrielle Zeitalter begann ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also 100 Jahre nach dem Bau der Salinen. Wir alle sollten uns mit den wirtschaftlichen, sozialen, technischen, architektonischen und städtebaulichen Entwicklungen der Industriekultur in der Wetterau beschäftigen und diese zu bewahren versuchen. Lernen wir damit doch aus der Vergangenheit, bewerten die Gegenwart und planen für die Zukunft. Ich möchte allen haupt- und ehrenamtlich tätigen Menschen in der Wetterau meinen Dank dafür aussprechen, dass sie sich mit viel Engagement dem Erhalt unserer (Boden-)Denkmäler und Kulturgüter einsetzen – genauso wie der Verein Wind- und Wasserkunst Bad Nauheim.“, verabschiedet sich Stephanie Becker-Bösch.

 

Bildunterschrift: Denkmalsschützer Gustav Junge, Kreisbeigeordnetet Stephanie Becker-Bösch und vereinsvorsitzender Dr. Thomas Schwab vor dem Originalplan der gesamten Salinenanlage

 

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