Rund einhundert pädagogische Fachkräfte der öffentlichen und freien Jugendhilfe trafen sich zu Information und Austausch im Plenarsaal des Kreishauses in Friedberg. Eingeladen hatte der Fachdienst Jugendhilfe des Wetteraukreises und die AG 78, der Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Jugendhilfe. Im Focus stand die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und wie diese in Zusammenarbeit mit den Eltern gut gelingen kann.
„Familien sind nicht immer idealtypisch: Eltern stehen miteinander im Konflikt, leben in Trennung oder Scheidung. Eltern sind abwesend, etwa bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Und auch die Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften mit den Eltern braucht ein qualitatives Gerüst, wenn sie zu guten Ergebnissen kommen soll“, sagt Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch. Zu diesen thematischen Blickwinkeln gab es Impulsreferate und eine Fülle von „Messeständen“, die sich im Plenarsaal verteilten. Diese eröffneten einen Einblick in die methodische Arbeit mit Eltern und Familiensystemen.
Was es für junge Menschen bedeutet, wenn Eltern abwesend sind erläuterte Klaus-Dieter Grothe, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, anhand von vielen praktischen Beispielen. Da ist das Gefühl der Ohnmacht, weil man nichts für die Familie im Heimatland tun kann, der Versuch ihrem Auftrag und Vermächtnis gerecht zu werden. Hinzu kommen unterschiedliche kulturelle und familiäre Werte und Loyalitätskonflikte.
Boris Erk und Bärbel Sponholz von vitos Teilhabe stellten das Elternkonflikttraining vor. Anhaltende und nachhaltige Elternkonflikte bei Trennung und Scheidung rauben Eltern die Kraft, ihre Verantwortung gegenüber den Kindern wahrzunehmen und deren Bedürfnisse zu sehen. Elternkonflikttraining ist ein Mediationsverfahren mit dem Focus: wie lassen sich Konflikte vermeiden und wie können Lösungen zustande kommen? Im Mittelpunkt stehen die Kinder, die Elternverantwortung soll wieder hergestellt und das Kindeswohl langfristig gesichert werden. Die Kunst ist, sich von den eigenen Konflikten auf der Paarebene zu lösen und den Blick auf das Wohlbefinden des Kindes bezüglich der elterlichen Pflichten zu richten. Dies ist nicht immer einfach, wenn Konflikte schon lange bestehen, beide Seiten tief verletzt sind und über diese Vorbehalte hinweg, einvernehmliche Lösungen gefunden werden müssen.
Einen dritten Impuls setzten die zentralen Aussagen aus 40 Qualitätsentwicklungsgesprächen zu ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen. Veränderte Zielgruppen, verdichtete Themen und komplexe Anforderungen bedingen eine konzeptionelle Weiterentwicklung der Hilfeangebote bezogen auf methodische Ansätze, Spezialisierungen, Verbindlichkeit und Partizipation.
Der Fachtag „Auf dem Weg mit und ohne Eltern“ wurde von den Teilnehmenden als impulsgebend gewertet. „Die Ansätze werden im Fachdienst Jugendhilfe und in der AG 78 die Entwicklung von Hilfen befördern“ so Jutta Messerschmidt, Fachdienstleiterin/Jugendamtsleitung des Wetteraukreises.
Bild: Ein Blick von oben auf die „Messestände“ im Plenarsaal.