Die aktuelle Krise stellt auch die Träger der freien Jugendhilfe derzeit vor erheblichen Herausforderungen. Ein enges Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung, Jugendhilfeausschuss und der vielfältigen Trägerlandschaft der Wetterau ist unabdingbar.
Weitgehendes Kontaktverbot und Einschränkungen im Alltag bedeutet für viele Eltern, Kindern und Jugendliche derzeit eine absolute Stresssituation zu durchleben. Experten gehen davon aus, dass die veränderten Lebensbedingungen und Einschränkungen schon in kurzer Zeit zu einem Anwachsen von familiären Krisen, einer Zunahme häuslicher Gewalt und einem deutlichen Zuwachs von Kindeswohlgefährdung führen werden. Ein unverzichtbarer, notwendiger und zuverlässiger Partner in diesen Krisenzeiten bleiben die Träger der freien Jugendhilfe, insbesondere die Anbieter von Hilfen zur Erziehung. Sie dienen als Ansprechpartner für Kinder, Jugendlichen, Familien, aber auch für die öffentlichen Jugendhilfeträger, also das Jugendamt.
"Die freien Träger übernehmen eine enorme gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung. Sie unterstützen, fördern und bieten Hilfe bei Problemen und Krisen an. Das ist keine leichte und auch häufig sehr belastende Arbeit. Gleichzeitig tragen sie das betriebswirtschaftliche und ökonomische Risiko", erläutert Dr. Hermann Bruns, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses im Wetteraukreis.
Tatjana Brüggemann, Vorstandsvorsitzende des Vereins Lichtblick fügt hinzu: "Die ökonomischen und insbesondere die personellen Kapazitäten sind bei uns oftmals schon unter normalen Umständen knapp. In der aktuellen Krise entstehen zum Teil erhebliche Ausfallzeiten. Das führt derzeit bei uns und vielen anderen Anbietern sozialer Dienstleistungen zu erheblichen betrieblichen Schwierigkeiten."
Dass es gerade jetzt verantwortliche Regelungen, Vereinbarungen und eine enge Zusammenarbeit braucht, um das Hilfssystem abzusichern, darüber sind sich Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Becker-Bösch, Jutta Messerschmidt, Hermann Bruns und Tatjana Brüggemann einig.
"Die freien Träger der Jugendhilfe sind unverzichtbar. Sie und alle Tätigen der gesamten, öffentlichen wie freien Jugendhilfe brauchen die Solidarität, die Anerkennung und Unterstützung der Zivilgesellschaft. Es sind nun kluge und verantwortliche Lösungs- und Zukunftsentscheidungen notwendig. Zeitnahes und unbürokratisches Handeln trägt dazu bei, die aktuellen und in Kürze erwarteten Handlungsnotwendigkeiten noch steuern zu können und bei den anstehenden Aufgaben handlungsfähig zu bleiben", betont Becker-Bösch.
Bund, Land und Kreis seien sich ihrer Verantwortung bewusst und haben bis Ende April erste sichernde Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das sei jedoch nur der erste Schritt in die richtige Richtung, so auch Jutta Messerschmidt, Fachdienstleiterin des Jugendamtes:"In einigen Handlungsfeldern sind der öffentliche Jugendhilfeträger und die politischen Verantwortlichen bereits tätig geworden. In Anbetracht der prognostizierten Zeitachse dieser besoneren Situation erscheintes jedoch dringend angeraten, die Handlungsfähigkeit des Hilfesystems in einem Krisenplan für das gesamte Jahr zu erfassen."
Auch in einem weiteren Punkt sind sich Becker-Bösch, Messerschmidt, Dr. Bruns und Brüggemann einig: Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Jugendhilfeausschuss und Trägern könne die derzeitige Krise gemeistert werden.
Bildunterschrift: (Von links nach rechts) Jutta Messerschmidt, Tatjana Brüggemann und Dr. Hermann Bruns.