Manchmal brauchen Jungs eine Zeit der Ruhe in einer Gruppe ohne Mädchen

Jan 25 2019

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Kinder und Jugendliche stark machen für eine solide Zukunft, manchmal braucht es dafür Unterstützung. Die Jugendhilfeeinrichtungen im Wetteraukreis sind Unterstützer und Partner, zum Wohl der Kinder und der Eltern. Vor kurzem habe ich eine Einrichtung besucht, hier der Pressebericht dazu.

Wetteraukreis (pdw). Die Jugendhilfe Usinger Land e.V. besteht seit 1986 und übernimmt zum Jahreswechsel die Trägerschaft einer Wohngruppe für Jungen in einem Stadtteil von Florstadt, die sich bereits seit 2016 in der Trägerschaft einer Tochtergesellschaft befindet. Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch war zu Besuch in der Einrichtung.

Die reine Jungenwohngruppe ist ein „Zuhause auf Zeit“ für die 14 bis 20-jährigen. Im Schnitt bleiben die Jugendlichen zweieinhalb Jahre. Neun Plätze stehen zur Verfügung, davon drei kleine Appartements im Nebengebäude der alten Hofreite. Die Appartements dienen zur Vorbereitung auf ein Leben außerhalb der Einrichtung, hier werden die Jugendlichen Schritt für Schritt auf die Selbstständigkeit vorbereitet.

Wolfgang Dippel, Geschäftsführer der Jugendhilfe Usinger Land e.V. erklärt die Situation der Jungen: „Für uns es wichtig, an die Vorerfahrungen der Jugendlichen anzuknüpfen, diese auf- oder nachzubearbeiten, Positives zu vertiefen. Die Jungen sind teils laut, teils sehr introvertiert und äußern sich, wie viele Jungs wenig verbal. Durch viele Aktivitäten, wie Fahrradfahren, Wandern oder Windsurfen schaffen wir lebhafte, oft neue, Erfahrungen. Über körperliche Verausgabung wird häufig der Zugang auch zu Gefühlen, zur eigenen Seele wieder möglich.“

Der Übergang in die Wohngruppe wird sanft gestaltet. In einem ersten Kennenlerngespräch stellen sich Jugendliche und Einrichtung und ihre jeweiligen Vorhaben (und auch Bedingungen) vor. Nach einer Bedenkzeit wird vereinbart, wann der Jugendliche in die Einrichtung kommt. Einrichtungsleiter Alexander Streb: “Wir gestalten den Übergang immer gemeinsam mit dem Jugendlichen, treffen Absprachen und vermitteln Vertrauen. Unsere Wohngruppen sind in das soziale Umfeld der Orte integriert und bieten dadurch den Kindern und Jugendlichen über das Gruppengefüge hinaus Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen sozialer Beziehungen in Nachbarschaft, in Vereinen und zu Gleichaltrigen außerhalb der Wohngruppe.“

Die Förderung einer gesunden Emotionalität ist wichtiger Teil der Arbeit mit den Jugendlichen. Dazu gehört auch das Trainieren von Kommunikation, die von den Erzieherinnen und Erziehern auch eingefordert wird. „Manchmal öffnet sich ein Kind erst, wenn alle anderen schon im Bett sind. Dann sind wir natürlich da, rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche ist eine Bezugsperson ansprechbar“, so Jana Werum.

Hilfen früher anbieten

Ein weiteres Thema kam an diesem Vormittag zu Sprache: Frühe Hilfsangebote. Alle waren sich darüber klar, dass es für viele Familien hilfreicher wäre, wesentlich früher Hilfen zu erhalten, bevor Probleme sich verfestigt haben oder Kinder auffälliges Verhalten zeigen.

Stephanie Becker-Bösch ist sich dieses Problems bewusst: „Erziehungskompetenz fällt manchen Eltern nicht so einfach in den Schoß. Und um eines klar zu stellen: unzureichende Erziehungsfähigkeiten sind in allen Gesellschaftsschichten vorhanden. Deshalb bieten wir, initiiert von meinem Fachdienst Jugendhilfe, ab 2019 entsprechende Kurse in den Familienzentren in Büdingen und in Butzbach an. Familien können in den Kursen wertvolle Tipps für zu Hause und Anregung für eine „gute Erziehung“ erhalten. Ich möchte dieses Angebot auf eine sehr breite Basis stellen, um jeder Familie im Wetteraukreis die Möglichkeit zu geben, Sicherheit im Umgang mit dem Kind durch Stärkung elterlicher Kompetenz zu erhalten. Viele junge Eltern haben nicht mehr die Möglichkeiten, auf das Wissen und die Erfahrung der früheren Generationen zurückzugreifen und die Vielzahl der Ratgeber, der sie sich bedienen können, ist kaum noch überschaubar Mit den Kursen wollen wir Eltern in ihrer Rolle begleiten, ihnen Perspektiven zum Wohle der Kinder eröffnen und Anregung für den Erziehungsalltag anbieten.“

Wolfgang Dippel begrüßt die Initiative der Sozialdezernentin des Wetteraukreises. Der Verein hat im Hochtaunuskreis ebenfalls seit inzwischen 10 Jahren ein Angebot Früher Hilfen aufgebaut, dass sehr nachgefragt ist und inzwischen an die Grenzen der Kapazität stößt.

Bild: Carmen Tobias-Utecht (Geschäftsführerin), Jana Werum (Diplompädagogin), Alexander Streb (Einrichtungsleiter),Stephanie Becker-Bösch und Wolfgang Dippel (scheidender Geschäftsführer)

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