Stephanie Becker-Bösch auf dem Sommerfest der Erstaufnahmeeinrichtung des Wetteraukreises: Ausgrenzung die Stirn bieten – Rechte aller Menschen bewahren

Sep 28 2018

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Sehr gut besucht war das erste Sommerfest der Wetterauer Erstaufnahmeeinrichtung in Friedberg im Rahmen der Interkulturellen Wochen vor einigen Tagen. Ehrenamtliche, Politik, Verwaltung, Nachbarschaft und Gäste kamen zu einem interkulturellen Miteinander zusammen. Erste Kreisbeigeordnete und Schirmherrin der Interkulturellen Wochen in der Wetterau Becker-Bösch wurde in ihrer Begrüßungsrede sehr deutlich.

„Ein Multikulti-Miteinander ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken oder wegzudiskutieren. Aufgabe derjenigen, die hier geboren und aufgewachsen sind und Aufgabe derjenigen, die jetzt hier eine neue Heimat finden, ist es, gemeinsam die Worte „Vielfalt“ und „gesellschaftliches Miteinander“ mit Leben zu füllen. Unser Grundgesetz macht es möglich, dass wir Menschen nach der Flucht aus ihrer angestammten Heimat aufnehmen. Unser Grundgesetz macht es möglich, dass ich hier als Frau und Politikerin stehen kann und als Schirmherrin der Interkulturellen Wochen und vor allem des heutigen Sommerfestest mit Ihnen feiern darf. Unser Grundgesetz macht es aber auch möglich, dass jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, ob aus Deutschland oder Eritrea, hier arbeiten und sich ein Leben aufbauen kann“, so Becker-Bösch. „Wichtiger denn je sollten wir uns alle mal überlegen, wo sich heute die deutsche Gesellschaft wiederfinden würde, hätten wir nicht in den letzten Jahrhunderten Zuwanderungen unterschiedlichster Art erlebt. Deutschland macht genau dieses vielfältige Bild an unterschiedlichen Menschen aus. Wir alle sind das deutsche Volk, egal ob wir Thomas oder Victor, Stephanie oder Aishe heißen.

„Unser Grundgesetz auszuhebeln, wie einige Strömungen in Deutschland, aber auch hier in der Wetterau, immer mehr fordern, bedeutet, unser aller Rechte auszuhebeln. Dies kennen wir aus unserer Vergangenheit und wollen dies nicht für unsere Zukunft noch mal erleben müssen. Bald steht eine Wahl an, im Oktober sind wir alle vor die Frage gestellt, ob wir uns zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit unserer Stimmabgabe bekennen wollen. Oder ob wir uns einer Ideologie anschließen wollen, und sei es auch nur in der geheimen Wahlkabine, von der wir nur erahnen können, welche Untiefen uns bevorstehen könnten. Sie alle hier, Gäste und Bewohner unserer Erstaufnahmeeinrichtung sollen sich wohlfühlen in der Wetterau, vor allem dadurch, dass wir die Rechte aller Menschen achten und schützen. Verbringen wir heute ein paar Stunden miteinander, lernen wir uns kennen und achten wir uns gegenseitig als Teil unserer Interkulturellen Wetterau“, so Becker-Bösch abschließend.

Larissa Mourek von der Fachstelle Migration des Fachbereichs Jugend und Soziales begrüßte neben den zurzeit dort Lebenden und den Gästen auch die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung, die sich auf dem Gelände eingefunden hatten: „Mein besonderer Dank geht an die heute hier lebenden und die früher hier wohnhaften Familien, die uns mit selbstgemachten Gerichten aus ihrer ehemaligen Heimat verwöhnen.“

Die Einrichtung in Friedberg kann bis zu 110 Menschen beherbergen, zurzeit sind 40 Personen dort für drei Wochen wohnhaft. Nach Erledigung von notwendigen Formalitäten werden die Menschen dann in die Kommunen des Wetteraukreises umziehen.

Landrat Jan Weckler führte aus: „Unser Gebäude hier ist ja viel mehr als nur eine Erstaufnahmeeinrichtung. Hier hat die Volkshochschule des Wetteraukreises ihre Räume zur Durchführung der Integrationskurse. An diesen nehmen meist ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner teil, die ihre Integration-Erfahrungen dann direkt an die aktuell hier Wohnenden weitergeben können. Davon profitieren beide Seiten.“

Allen Menschen gefällt es gut, sie fühlen sich wohl und haben ihre Träume. Tsehaye K. kommt aus Eritrea, ist 38 Jahre alt und hat 17 Jahre als Soldat gedient. Er ist seit zwei Tagen in Friedberg: „Mir geht es gut. Ich musste fliehen, denn ich wollte nicht mehr kämpfen. Ich war lange unterwegs und jetzt möchte ich mir ein neues Leben aufbauen. Ich möchte Automechaniker werden, mit Autos kenne ich mich von zu Hause aus gut aus.“ Auch ein anderer Gast hat seine Zukunft fest im Blick: „Ich bin schon seit zwei Jahren hier, zusammen mit meiner Frau und meinen beiden Kindern. Die Kinder gehen in die Schule und ich bin sehr eifrig dabei, mein Deutsch zu verbessern. In Pakistan habe ich als Fotograf gearbeitet, das möchte ich auch hier in Deutschland“, so Amir M.

Ausbildung und Arbeitsplätze sind die wichtigen Themen, die an diesem Tag immer wieder angesprochen werden. Mali P., seit 20 Jahren in Deutschland, engagiert sich für ihre eritreischen Landsleute: „Ohne Ausbildung und ohne Arbeit bist du nichts, weder bei uns zu Hause, und schon gar nicht hier in Deutschland.“ Johannes Hartmann vom Internationalen Zentrum ergänzt: „Würde jetzt, hier und heute ein Arbeitgeber auftauchen und zwei Ausbildungsplätze anbieten, dann würden mindesten zehn junge Menschen vor ihm stehen und sagen: Nimm mich!“

Gutes Wetter, leckeres Essen aus fremden Küchen und gute Gespräche - ernsthaft oder unbeschwert - das Fazit der Gäste war einstimmig: „Nächstes Jahr muss wieder so ein schönes Fest stattfinden.“

Bildunterschrift: Stephanie Becker-Bösch (Mitte) im Gespräch mit Frauen auf dem Sommerfest

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