Tagesgruppe des Vereins Lichtblick

Apr 05 2017

Card image cap

Zwölf Kinder zwischen sechs und 14 Jahren besuchen die Tagesgruppe in Bad Nauheim. Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch verschaffte sich sich vor einigen Tagen ein Bild von der Einrichtung.

Ein Wohn- und Geschäftshaus in der Dieselstraße in Bad Nauheim beherbergt die Tagesgruppe unter der Leitung von Christiana Langenbach. Kinder toben im großen Garten, ein Trampolin wird gerade aufgebaut, einige Kinder versuchen sich am Basketballspielen und andere wiederum kurven mit Kettcars über den Hof. „Hier ist viel Trubel, und das bei nur zwölf Kindern“, stellt Sozialdezernentin Stephanie Becker Bösch fest.

Es ist Montagnachmittag und die Kinder haben nach dem Wochenende einen sehr hohen Bewegungsdrang. Hausaufgaben werden später gemacht – erst einmal austoben, lautet die Devise.

Tatjana Brüggemann, Vorstandsvorsitzende des Vereins, erläutert kurz die pädagogischen Ansätze der Einrichtung: „Die Kinder bleiben bis zu 20 Monate hier. Sie kommen nach der Schule, es wird zusammen gegessen, Hausaufgaben werden betreut und dann folgen Sport oder Spiele – außer montags. Wir haben feste Gruppen von drei Kindern, denen immer eine feste Betreuungsperson zur Seite steht. Dazu kommen die intensiven Elterngespräche und die Einzel- sowie Gruppenarbeit mit den Kindern. Wir wollen Zeit und Räume schaffen für Eltern und Kinder, um die Familien zu stärken.“

Im Kinderplenum werden alle Kinder gehört, sie geben sich eigene Verhaltensregeln, machen Vorschläge für die Wochenplanung, diskutieren und stimmen ab – ein echter demokratischer Prozess, der die Kinder zu Rücksichtnahme erzieht, ohne erhobenen Zeigefinger. Auch Verstöße gegen die Regeln, zum Beispiel: „Ich soll niemanden nachäffen“, werden diskutiert und untereinander geregelt. Die Erzieherinnen und Erzieher begleiten diesen Prozess und unterstützen, wenn es nötig ist.

„Es hört sich nach sehr viel Arbeit an, für die Kinder und die Betreuungskräfte. Alle das in die Zeit von 12 Uhr, wenn die Kinder kommen, bis 17 Uhr, wenn sie wieder gehen, zu packen und dennoch eine vertraute Atmosphäre zu schaffen. Ich denke, das sehr familiär anmutende Haus trägt auch mit zu einer entspannten Wohlfühlatmosphäre bei“, stellt Sozialdezernentin Becker-Bösch fest. „Aus Kindern, die Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen aufzeigen, in 20 Monaten starke Kinder zu machen, ist eine wertvolle und wichtige Arbeit, für die ich dem Verein Lichtblick meine Hochachtung entgegenbringe. Auch die Arbeit mit den Eltern, die sich vielleicht in einer sehr komplexen Lebenssituation befinden, trägt dazu bei, für die Kinder ein sicheres Zuhause zu bereiten. Gestärkte Kinder in gestärkten Strukturen, dieses Ziel verfolgt Lichtblick mit all seinen Angeboten. Für die Jugendhilfe des Wetteraukreises ist der Verein ein wichtiger und verlässlicher Partner.“

Die Tagesgruppe: Hintergrund

Die Tagesgruppe – auf der Grundlage von Paragraf 32 SGB VIII – ist in Deutschland eine Maßnahme der Jugendhilfe und gehört zu den Hilfen zur Erziehung (Paragraf 27 SGB VIII). Sie ist in der Regel dann die geeignetste Hilfemaßnahme, wenn der erzieherische Bedarf mit ambulanten Maßnahmen, zum Beispiel Sozialpädagogischer Familienhilfe, nicht mehr abgedeckt werden kann, und mit ihr eine Heimunterbringung vermieden wird.

Kinder und Jugendliche, die in einer Tagesgruppe betreut werden, wohnen weiterhin bei ihren Eltern. Sie besuchen ihre normalen Schulen und verbringen auch ihre Wochenenden in der Familie. Die pädagogische Betreuungszeit beginnt mit dem Schulschluss und endet am späten Nachmittag. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sollen Tagesgruppen wohnfeldbezogen sein und sind meist von den Kindern gut erreichbar. Soziales Lernen in der Gruppe, Überwindung von Verhaltensproblemen und/oder familiären Missständen sowie die schulische Förderung stehen im Vordergrund dieser Jugendhilfemaßnahme. Dabei spielt die intensive familientherapeutische Elternarbeit von Anfang an eine große Rolle.

Zurück



Diese Seite teilen

Folgen