Die Lebensgemeinschaft Bingenheim in Echzell

Mar 30 2017

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Die inhaltliche Bandbreite und Orientierung der sozialen Einrichtungen in der Wetterau ist groß. Eine ganz eigene Struktur hat die anthroposophisch ausgerichtete Lebensgemeinschaft für seelenpflege-bedürftige Menschen im Echzeller Ortsteil Bingenheim. Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch hat sie besucht.

nen wie früher.

„Wir sind im Dorf integriert und haben schon lange nicht mehr diesen exklusiven Anthroposophenstatus wie zu Anfang“, sagt Jochen Pucher. Seit 22 Jahren ist er Geschäftsführer der Lebensgemeinschaft Bingenheim, die hier in den 1950er Jahren eine Heimat fand. Eine Heimat zum Leben, Wohnen und Arbeiten für geistig behinderte, nach anthroposophischem Verständnis, seelenpflege-bedürftige Menschen. Die Lebensgemeinschaft, das sind Wohngruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, betreutes Wohnen, Schule und stationär begleitetes Wohnen. Dazu die Werkstätten: Bäckerei, Weberei, Schreinerei, Töpferei, Kerzenwerkstatt, aber auch Gärtnerei und Landwirtschaft. Auf dem 100 Hektar großen eigenen Demeter Betrieb wird neben Gemüse auch Kartoffeln und Getreide angebaut, das in der eigenen Bäckerei verbacken wird. Nicht zu vergessen die Bingenheimer Saatgut AG, die Saatgut von samenfesten Sorten aus biologischer und biologisch-dynamischer Vermehrung erzeugt.

Inklusion und Übergangszeit

„Es ist viel in Bewegung, wir leben in einer Art Übergangszeit und haben gar nicht so viele Räume, wie die Lebensgemeinschaft bräuchte, um die sehr speziellen Menschen aufzunehmen, die zu uns kommen“, erläutert Jochen Pucher im Gespräch mit der Sozialdezernentin. Der Grund: eine Nebenwirkung der Inklusion: „Sie ist gut und richtig, aber es bleiben immer mehr Spezialfälle übrig, die Mischung im Zusammenleben ändert sich und die Kinder, die kommen, sind so unterschiedlich, dass sie ein Einzelzimmer brauchen.“ Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch ergänzt: „Wir müssen diesen Prozess gut begleiten. Die Gesellschaft hat sich verändert, die Familienhülle ist löchrig geworden, auch menschliche Strukturen haben sich verändert. Es gibt immer mehr Extreme und dies wird zu einer starken Spezialisierung der Einrichtungen führen und einem steigenden Bedarf für teilstationäre und stationäre Hilfen.“

Die Sozialdezernentin sieht den Bedarf für einen Teilhabestützpunkt mit angegliedertem Kompetenzzentrum als zentrale Anlauf- und Beratungsstelle als durchgehende Hilfe aus einem Guss, aus einer Hand. „Das ist auch realistischer, denn wir haben ja immer den ganzen Menschen vor uns. Und so bietet ein Teilhabestützpunkt die Chance zu einer durchlaufenden Chronik des einzelnen Menschen. Ohne Schnitt und zeitlicher Lücke von Kindheit über Volljährigkeit bis zum Eintritt in die Rente und darüber hinaus. Dies würde die Zusammenarbeit von Kreis, Landeswohlfahrtsverband und Trägern erleichtern und wäre für den Menschen das Beste.“

Wiege der Lebensgemeinschaft

In Rittershain bei Bebra begann das Arztehepaar Gotthard und Waltraut Starke Ende der 1940er Jahre auf einem landwirtschaftlichen Gut eine Arbeit mit Kriegswaisen und „Kriegsgestrandeten“. In den 50er Jahren zogen sie mit der Lebensgemeinschaft nach Bingenheim um, und hier verschob sich der Schwerpunkt der Arbeit hin zur Heilpädagogik. In den 60erJahren wurde das Schloss Bingenheim vom Land gekauft. Die Verbindung von Denkmalschutz und einem generationenübergreifenden Wohnen, das auch Rollstuhlfahrer mit einschließt, war schwierig und hat zur Folge, dass heute die Schlossräume nicht mehr so genutzt werden kön

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