Sozialdezernentin Becker-Bösch: "Die besondere Stellung der Hebamme muss herausgehoben werden"

Mar 04 2021

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Von der Vorsorge über die Betreuugn bis hin zur Nachsorge nach der Geburt. Hebammen übernehmen einen wichtigen Job beim Thema Schwangerschaft und Geburt. Dennoch kämpfen Hebammen um ihre Stellung im Gesundheitssystem. Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Stephanie Becker-Bösch war im Gespräch mit Kira Macht und Thorsten Rautenberg von PLANET BABY aus Büdingen.

Eine eigene Praxis mit einem breiten Angebot für werdenden Eltern mit mehreren Hebammen. Das war die ursprüngliche Idee von Kira Macht. „Wir haben eine Lücke gesehen. Zunächst hatten wir eine kleine Praxis in der Büdinger Altstadt für unsere Kurse und für die Entbindungen. Nach knapp zwei Jahren haben wir allerdings gemerkt, wie gut das Angebot von Müttern angenommen wurde, woraufhin wir unsere Praxis in Büdingen vergrößert haben“, erklärt Thorsten Rautenberg. Von der Geburtshilfe über den Vorbereitungskurs bis hin zur Babymassage. Die Hebammenpraxis bietet seit über 20 Jahren ein umfängliches Angebot rund um das Thema Schwangerschaft und Geburt. „Mittlerweile haben wir auch einen weiteren Standort in Gelnhausen.“ Jährlich kommen um die fünfzehn bis zwanzig Babys im Geburtshaus auf die Welt.

„Die Geburt eines Kindes ist eine der natürlichsten Dinge. Es geht bei unserer Arbeit im Grunde darum, dass es der Frau und ihrem Kind vor und nach der Geburt gut geht. Das ist die eigentliche Aufgabe der Hebamme. Wie letztendlich eine Geburt verläuft, können wir alle nicht voraussehen. Wir können aber den Frauen, Tipps geben, wie es sich anfühlt, wenn es auf den Moment der Geburt hinausgeht. Welche Signale gibt der Körper? Was gibt es für individuelle Entspannungstechniken? Welche Hilfe gibt es bei Schwangerschaftsbeschwerden?“, erklärt Kira Macht. Durch eine enge Kooperation mit dem Hochwaldkrankenhaus in Bad Nauheim können Mütter, die sich entscheiden im Krankenhaus zu entbinden, auch ihre Hebamme während des gesamten Geburtsverlaufes dabei haben.

Akute Hebammensuche

Während sich Kira Macht um die Schwangeren und Wöchnerinnen kümmert, ist Thorsten Rautenberg für die betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten und das Qualitätsmanagement zuständig. Eine erfolgreiche Aufteilung, so das Ehepaar. “Das Problem ist, dass freiberufliche Hebammen immense administrative Arbeit zur Abrechnung leisten müssen, die viel Zeit kostet – Zeit, die für die Betreuung der Patientinnen fehlen würde. Deswegen übernehmen wir die Verwaltungsarbeit für unsere Hebammen. Sie können sich auf ihre zentralen Aufgabenbereiche konzentrieren, ohne Zeit für den alltäglichen „Papierkrieg“ verschwenden zu müssen.“ Nichtsdestotrotz sei die Suche nach weiteren Hebammen nicht leicht. „Momentan besteht unser Team aus 3 Hebammen. Da die Nachfrage für unsere Angebote immer größer wird, verfolgen wir schon seit einigen Jahren ein breit angelegtes Recruiting um weitere Hebammen für unsere Praxen zu gewinnen. Wir stellen allerdings auch fest, dass viele Hebammen nicht mehr bereit sind, sich ‚selbstlos‘ für den Beruf einzusetzen. Für viele ist die Work-Life-Balance wichtiger.“

Großen Unterstützungsbedarf von Seiten der Politik sieht an dieser Stelle Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch: „Der Beruf der Hebamme ist einer der ältesten Berufe überhaupt. Zwar sind Hebammen gesellschaftlich hoch angesehen und doch wird die besondere Stellung der Hebamme nicht genügend herausgehoben, trotz sehr hoher Qualifikation. Seit einigen Jahren stellen wir eine Verschlechterung der Hebammenversorgung auch im Wetteraukreis fest. Uns fehlen immer mehr Hebammen. In meinen Augen muss der Hebammennotstand aktiv begegnet werden. Wir müssen unseren Hebammen eine stärkere Position in unserem Gesundheitssystem geben, ihnen beispielsweise Unterstützung geben, wenn sie in die Freiberuflichkeit wollen. Das können Hebammen nicht alleine bewerkstelligen.“

 

Bildunterschrift: Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin war zum Gespräch bei Planet Baby in Büdingen

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