Ein kleines Tütchen mit Samen geht von Echzell-Bingenheim manchmal auf eine weite Reise. Die Bingenheimer Saatgut AG, hinter deren Kulissen Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch dieser Tage blicken durfte, versendet das biologisch reine Saatgut sogar bis nach Japan und Saudi-Arabien – 80% jedoch werden innerhalb Deutschlands vertrieben.
Gemüse, Blumen und Kräuter – diese Samen werden von den mehr als 80 Vermehrungsbetrieben aus dem In- und Ausland an die Bingenheimer Saatgut AG geliefertHier werden sie gesäubert, auf Keimfähigkeit sowie Reinheit geprüft und verkauft. Die Bingenheimer Saatgut AG handelt ausschließlich mit ökologischem Saat- und P?anzgut von samenfesten Sorten. Diese sind in der Lage, fruchtbare Samen zu bilden, wie es von Natur aus veranlagt ist. Insofern sind samenfeste Sorten das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft der Kulturp?anzenentwicklung und ein Sinnbild nachhaltigen Wirtschaftens.
Im Versuchsanbau wird unter Praxisbedingungen beobachtet, ob und wie sich die Pflanzen entwickeln, ihre Größe und Wachstum, Robustheit gegen Schädlinge und die Keimdauer im Beet. Entsprechende Parameter werden erhoben, um professionelle Gartenbetriebe aber auch Hobbygärtner entsprechend beraten zu können.
Rund 60 Vermehrungsbetriebe gibt es in Deutschland und einige Partner im warmen Ausland.
Die Einkaufsabteilung der Bingenheimer Saatgut AG plant die Vermehrung und schickt Samen an die Bio-zertifizierten Gärtnereien, dort wird ausgesät, die entstehenden Samen geerntet und zurückgeschickt nach Bingenheim.
Die Aufbereitung dieses Saatgutes erfolgt mit Hilfe von Maschinen, die vorwiegend nach physikalischen Gesetzen arbeiten: Bandausleser, Steigsichter oder Bürstenmaschine werden je nach Anforderung des Saatguts eingesetzt. Eine Kalibriermaschine teilt die Samen mancher Arten nach ihrer Größe, damit die Ablage mittels Sähmaschine beim Profigärtner später gelingt.
Die Abfüllung erfolgt per Hand, Großauflagen und rieselfähige Samen werden aber maschinell eingetütet.
„Ich sehe mit Interesse, wie vorsichtig und bedächtig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Lebensgemeinschaft Bingenheim leben, hier mit dem Saatgut umgehen bei der händischen Abfüllung. Es zeigt, dass sich der Grundgedanke der Bingenheimer Saatgut AG „Verantwortung für das Saatgut“ in jedem Arbeitsbereich verinnerlicht ist und umgesetzt wird“, so Stephanie Becker-Bösch, „Die gute Kooperation der Bingenheimer Saatgut AG mit der Lebensgemeinschaft Bingenheim ist ein Zeichen dafür, dass sich anthroposophische Lebensweise und ökologische Ansätze hervorragend ergänzen.“
Die Bingenheimer Saatgut AG
• arbeitet mittlerweile in vier Gebäuden mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch aus der Lebensgemeinschaft Bingenheim
• 80 Gärtnereien vermehren biodynamisches und ökologisches Saatgut
• über 30.000 Kunden beziehen Saatgut aus Bingenheim und bauen samenfeste Sorten an
• unzählige Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner kaufen „Bingenheimer Saatgut“ im Naturkosthandel
• 100 Aktionäre aus Öko-Landbau, -handel und -verarbeitung begleiten die Arbeit der AG partnerschaftlich
• der gemeinnützige Verein Kultursaat e.V. pflegt mehr als 70 neu gezüchtete biodynamische Sorten und 18 Sorten in Erhaltungszucht
Bildunterschrift: Jan Meußling und Norman Stark von der Bingenheimer Saatgut AG mit Stephanie Becker-Bösch und Bürgermeister Wilfried Mogk