ZJS legt Jahresbericht 2017 vor

Sep 28 2018

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Alkohol, Drogen, Glücksspiel: Sucht hat viele Gesichter. Wer mit seiner Sucht kämpft, wer Beratung und Hilfe sucht, für den ist das Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe für den Wetteraukreis, kurz ZJS, eine wichtige Anlaufstelle. Träger ist der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch stellt den Jahresbericht 2017 des ZJS vor.

Das ZJS ist Anlaufstelle für Jugendliche und Erwachsene mit Suchtproblemen, für Angehörige und Bezugspersonen und für Fachkräfte, die eine fachliche Beratung wünschen. Das ZJS in Friedberg hat eine Außenstelle in Büdingen, bietet Suchthilfe und Suchtprävention für Bad Vilbel/Karben an (auf Initiative der Städte eingerichtet und dem ZJS angegliedert) und Außensprechzeiten in Nidda und Butzbach.

Ein Blick in die Statistik 

870 Personen nutzten das Beratungsangebot im vergangenen Jahr, 3815 Beratungs- und Behandlungstermine wurden durchgeführt. 31 Prozent brachten das Thema Alkohol mit und mehr als 60 Prozent kamen wegen des Konsums illegaler Drogen in die Beratung: 37 Prozent Cannabis, 15 Prozent Opiate, acht Prozent Amphetamine und Ecstasy, fünf Prozent Kokain und Crack.

634 Männer und 236 Frauen nutzten das Angebot. 126 Personen kamen aus dem sozialen Umfeld und mit 105 mal war die Vermittlung in eine stationäre Einrichtung weiterhin hoch. 36 Personen wurden von der Fachkraft der Fachstelle für Pathologisches Glücksspiel beraten.

Bei Beratungsende 2017 waren 40 Prozent der Personen abstinent, für 38 Prozent hatte sich der Konsumstatus verbessert, bei 19 Prozent blieb er unverändert und nur bei drei Prozent hatte er sich verschlechtert.

Die Außenstelle in Büdingen ist die einzige Suchtberatungsstelle im Ostkreis. „Die hier ansässigen Beratungsstellen haben schon vor Jahren begonnen, ihre Kooperation zu verstärken, um die Menschen hier fachlich bestmöglich zu versorgen, Begleitung anzubieten und in weiterführende Hilfen zu vermitteln“, steht im Jahresbericht 2017. Zwei Beraterinnen in Teilzeit leisten diese Arbeit in Büdingen und mit Außensprechzeiten in Nidda: Nachsorgebetreuung, Ambulante Rehabilitation, psychosoziale Begleitung wenn ärztlich durchgeführt substituiert wird (Stichwort: Methadon), Vermittlung in Entgiftung, ambulante oder stationäre Entwöhnung und Nachsorge.

Glücksspiel: Kleiner Anteil mit großer Auswirkung

Zwei Prozent der Beratungen im ZJS drehen sich um Spielsucht. Glücksspiele werden in Spielhallen und Gaststätten mit Spielautomaten angeboten. 2017 wurden auch vermehrt Online-Glücksspiele als Hauptspielort genannt.

Zwei Prozent scheinen wenig, doch das Geschäft mit dem Glücksspiel boomt. Der Gesamtumsatz in Deutschland lag 2015 bei 40,3 Milliarden Euro, ein Anstieg um 3,9 Prozent im Vergleich zu14. „Über 62 Prozent vom Umsatz entfallen allein auf die Geldspielautomaten, das bedeutet bundesweit 25,3 Milliarden Euro Jahresumsatz in Spielhallen und gastronomischen Betrieben! Dabei gilt das Spielen an Geldspielautomaten als das risikoreichste Glücksspiel: fast 82 Prozent der Personen, die in die hessischen Fachberatungen für Glücksspielducht kommen, sind von Geldspielautomaten abhängig. Bundesweit haben 16 Prozent der pathologischen Glücksspielenden Schulden von über 25.000 Euro“, so der Jahresbericht. Aus einer Info vom Hessenweiten Aktionstag zur Glücksspielsucht 2017 geht hervor, dass an Geldspielautomaten monatlich 29 Millionen Euro allein in hessischen Spielhallen verloren werden, acht Millionen in gastronomischen Betrieben mit Glücksspielautomaten.

Fachstelle Prävention in Schulen

Das ZJS gliedert sich in verschiedene Fachstellen. Eine ist die Fachstelle Prävention in Schulen, mit einer Sozialarbeiterstelle, die komplett vom Wetteraukreis finanziert wird. Angeboten werden Projekte zur Sucht- und Gewaltprävention in weiterführenden Schulen und Institutionen, die von Jugendlichen genutzt werden (zum Beispiel Jugendzentren, Konfirmandengruppen, Flüchtlingsunterkünfte, Bildungseinrichtungen). „Die Fachstelle ist gut mit den Schulen und Institutionen vernetzt, was sehr wichtig ist, um suchtpräventive Arbeit zu erfüllen, und der Erfolg kann sich sehen lassen“, sagt Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch.

Bei 191 Terminen wurden direkt in Schulen 7000 Personen erreicht. Durch das Projekt „Über Sucht und Drogen reden“ konnten 2.349 Personen in 89 Klassen direkt angesprochen werden. 17 Schulen nahmen am Aktionstag zum Thema Sucht und Drogen im Straßenverkehr teil, drei mittelständische Unternehmen schulten ihre Azubis zum Thema Sucht und Drogen. Angehende Beratungslehrer und Referendare des Staatlichen Schulamtes nutzten das Informationsangebot. „Wir erleben einen deutlichen Zuwachs an Beratungsgesprächen mit Schülern, hauptsächlich ging es dabei um Cannabis. Und wir freuen uns, dass unser Angebot eine stabile Nachfrage von allen Schulformen erlebt“, sagt Hans Peter Krämer, Leiter des ZJS.

Die „FreD“-Kurse – Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten – werden immer bekannter und von den Schulen sehr gut angenommen. Auch die Nachfrage nach dem Projekt „Cool sein – cool bleiben“ steigt. „Es zeigt wie wichtig es ist, junge Menschen in diesem herausfordernden Lebensabschnitt der Pubertät zu begleiten“, sagt Jugend- und Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch. Der Wetteraukreis hat die Fachstelle Prävention in Schulen eingerichtet und finanziert sie auch. „Wir leisten damit einen Beitrag, Probleme zu verhindern und zu vermeiden“, sagt Becker-Bösch.

Krämer hat auch Zukunftspläne: Wir möchten nach Möglichkeit ein neues Beratungsangebot für junge Konsumenten von Cannabis anbieten („Realize it“) und „Neue-psychoaktive-Stoffe“ NPS als Thema in unser Infoangebot aufnehmen.

Fachstelle Suchtprävention

Diese Fachstelle mit einer Sozialarbeiterstelle wird je zur Hälfte vom Wetteraukreis und vom Land Hessen finanziert. Verfolgt wird ein ganzheitlicher Ansatz, „denn es ist nachhaltiger und umfassender, die gesunden Verhaltensweisen und Ressourcen von Menschen zu fördern, als ausschließlich gegen bestimmte Risiken oder Defizite anzukämpfen“, erläutert der Jahresbericht 2017.

2366 Personen konnten im vergangenen Jahr mit den Projekten erreicht werden. Bedenkt man, dass Erzieher und Lehrkräfte, die die an den Seminaren und Fortbildungen teilnehmen ihrerseits wieder mit 20 bis 25 Kindern oder Jugendlichen zu tun haben so ergibt sich ein beachtliches Potential. Insgesamt 48 Maßnahmen, Seminare, Fortbildungen oder Projekte wurden im vergangenen Jahr umgesetzt.

Einige Beispiele für Projekte

Papilio, ein Sucht- und Gewaltpräventionsprogramm in Kitas, das mit der Augsburger Puppenkiste durchgeführt wird. Eines der effektivsten Präventionsprogramme im Elementarbereich, das auf seine Wirkung hin wissenschaftlich untersucht wurde.

KLASSE KLASSE, ein Angebot für Grundschulen, das aus der Fachstelle kommt und neues Präventionsprogramm für ganz Hessen wird. Spielerisch werden alle wichtigen Themen, wie Bewegung, Ernährung, Sucht und Gewalt abgedeckt.

KIPKS UP deckt dieselben Themen für Kita, Grundschulen, Vereine und Eltern ab. Auch dieses Programm wurde von der Fachstelle entwickelt und hat bereits vielfache Auszeichnungen erfahren.

Bild: Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch mit dem Leiter des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe für den Wetteraukreis (ZJS) Hans-Peter Krämer.

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